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Wer Homepages baut, hat was zu kompensieren
« am: Donnerstag, 08 Juli 2004 | 08:20 »
Wer Homepages baut, hat was zu kompensieren

...glauben Forscher der TU Chemnitz nach Befragung von 300 Betreibern privater Homepages. Demnach seien Homepage-Besitzer intelligent, schüchtern und introveriert - und zeigten im Web das, was sie im "normalen" Leben eher versteckten.

"Mein Haus, mein Pferd, mein Auto..." - selten werden die Karten so wie in der Werbung offen auf den Biertisch gelegt. Im weltweiten Netz sind Haus, Pferd, Auto, Kind und Frau auf zahllosen privaten Homepages zu bestaunen. Die Mehrheit der Homepage-Besitzer will sich laut einer Studie der Technischen Universität (TU) Chemnitz authentisch darstellen - und das von der besten Seite. Also greifen sie häufig auf Fotos zurück, die sie als besonders gelungen empfinden. Inhalte werden stark selektiv publiziert.

Was andere Leute beim Treffen mit Freunden und Kollegen erzählen, stellen Homepage-Besitzer ins Netz. Verschämt klickte bislang der Nicht-Besitzer einer privaten Homepage weiter und schimpfte sich selbst dabei spießig und altmodisch. Doch dazu besteht überhaupt kein Grund. Denn schenkt man der TU-Studie Glauben, dann sind Besitzer privater Internet-Präsenzen eher schüchtern und introvertiert und versuchen über die öffentliche Zur-Schau-Stellung ihrer Besitztümer Unsicherheiten im sozialen Umgang mit anderen Menschen auszugleichen und zu überspielen.

Fazit der Chemnitzer Psychologen: "Wer sich auf seiner persönlichen Homepage im Internet präsentiert, ist nicht automatisch auch selbstbewusst."

Doch damit nicht genug

Nach der Befragung von knapp 300 Privat-Homepage-Besitzern kam das Forscherteam um die Chemnitzer Professorin für Differentielle Psychologie, Astrid Schütz, zu der Erkenntnis, dass diese Menschen auch "schlechter mit Kritik umgehen können und ein negativeres Selbstbild von sich haben als andere". Es sei daher zu vermuten, "dass die eigene Webseite für einen Teil der Homepage-Besitzer als Ersatz für Kompetenzen in direkten Kontakten und für die Face-to-Face-Kommunikation dient", sagt Schütz.

Dass die Wissenschaftler dabei zu Tage förderten, dass fast ausschließlich Männer (87 Prozent) Interesse daran haben, sich einen eigenen Internetauftritt zu basteln, verwundert vor diesem Hintergrund kaum - gelten Männer doch im allgemeinen als weniger konflikt- und kommunikationsfähig als Frauen.

Was aber treibt erwachsene und zumeist hoch intelligente Menschen - immerhin verfügen knapp 70 Prozent der Befragten über Abitur oder einen Hochschulabschluss - dazu, ihr Privatleben vor anderen zumeist unbekannten Leuten auszubreiten? "Diese Menschen wollen vor allem ihre Computerkenntnisse verbessern und die eigene Kreativität ausleben. Auch der Wunsch nach beruflichem Fortkommen und Selbstverwirklichung spielt beim Basteln einer privaten Homepage keine unwesentliche Rolle", sagt Diplom-Psychologe Franz Machilek. Der aufgeschlossene Typ nutzt dazu Job und Freundeskreis, der introvertierte eben das Internet.

Die öffentliche Seelenmassage wird laut Studie vor allem von 20- bis 40-jährigen Angestellten und Studenten betrieben. Arbeiter, Arbeitslose und Rentner hingegen können dieser Form der Selbstdarstellung eher nichts abgewinnen.

Katrin Kleeberg, ddp

Gefunden bei www.spiegel.de